Der Apfel ist das Lieblingsobst der Österreicher. Knapp zwanzig Kilo verspeisen wir davon pro Kopf und Nase. Dabei beißen wir auch gerne wieder in „alte Sorten“.
Weltweit gibt es mehr als 30.000 Apfelsorten, in Europa 20.000. Angesichts dieser unglaublichen Vielfalt ist der Blick in unsere Supermarktregale vielfach eher ernüchternd. Lediglich 25 Sorten werden im Erwerbsobstbau kultiviert und nur sieben davon regelmäßig im Handel angeboten: Boskoop, Cox Orange, Golden Delicious, Elstar, Gloster, Jonagold und Granny Smith. Strenge EU-Richtlinien haben dazu beigetragen, die Vielfalt der Äpfel zu beschneiden: mit Qualitätsnormen, die Größe und Gewicht eines Apfels und sogar die Beschaffenheit seines Stiels genau festlegen. Unser Lieblingsobst ist so zu einem Industrieprodukt geworden. Es wird gekreuzt, optimiert, die Wirtschaftlichkeit erhöht …
Man kann Apfel mit Apfel aber nicht vergleichen, außer der Geschmack ist einem egal. Denn: Von fein säuerlich bis herrlich süß, würzig aromatisch reicht die Geschmackspalette. Der Ruf nach mehr Apfelsorten - und vor allem nach den geschmackvollen alten Sorten - wird vielfach schon erhört. In vielen Geschäften, Vorreiter war hier die Bioszene, ist von makellosen Normäpfeln keine Spur, die neue Apfelkultur mit den alten Sorten setzt auf Vielfalt statt gleichmäßigem Glanz.
Lost gehts im August
Der erste Apfel der Saison ist der hellgelbe Klarapfel. Schon im August pflückt man ihn und isst ihn am besten sofort, denn lagerfähig ist er nicht. Macht aber gar nichts, denn er schmeckt richtig gut, feinsäuerlich und würzig. Der Rote Gravensteiner zählt ebenfalls zu den Sommeräpfeln. Er ist gelblichweiß, fein, sehr saftig, säuerlich süß, edel gewürzt mit einer kaum vorherrschende Säure bei hohem Zuckergehalt. Berühmt alte österreichische Apfelsorten sind der Kronprinz Rudolf, die steirische Schafsnase oder der Maschanzka. „Der Apfel meiner Kindheit war so intensiv im Geschmack, dass er trotz Verschwindens in Erinnerung bleibt“, schreibt der Journalist Günther Strobl in seiner Ode an den „Maschanzkale“. Die Schafsnase, ein typischer Herbst/Winterapfel stammt vermutlich aus der Steiermark. Es wird berichtet, daß Erzherzog Johann den Apfel sehr schätzte. Das Fruchtfleisch ist weiß bis grünlichweiß. Der Apfel sollte beim Pflücken noch fest sein damit er sich gut einlagern lässt. Der Steirische Kronprinz Rudolf ist ein typischer Winterapfel. Die glänzende Schale des Kronprinzers besitzt eine gelbgrüne bis grünlich weiße Grundfarbe, nur jene Seite, die der Sonne zugewandt ist, weist eine intensiv leuchtend rote Farbe auf. Sein weißes, zartes Fruchtfleisch mit mittelfester Konsistenz, sein erfrischender, süß-säuerlicher, sehr saftiger Geschmack und sein würziges Aroma machen den Kronprinz zu einer der beliebtesten Apfelsorten. Die Ernte erfolgt, je nach Witterung, relativ spät zwischen September und Oktober. Danach kann der Apfel, optimale Bedingungen vorausgesetzt, bis April eingelagert werden, ohne wesentliche Qualitätsverluste zu erleiden. Genau genommen entwickelt der Kronprinz als typischer Winterapfel erst durch eine entsprechende Lagerung seine optimale Genussreife.
Alte Apfelsorten, von A wie Annansrenette bis Z wie die Zigeunerin bringen uns eine Geschmacksvielfalt, die wir beinahe das ganze Jahr über genießen können.