Tierwohl - Eine Frage des Respekts

von Andrea Knura 21/01/2025
Warengruppen
Nachhaltigkeit
Tierwohl - Eine Frage des Respekts

BIO AUSTRIA Betriebe haben die Würde der Tiere in ihren Werten fest verankert. DI Susanne Maier, GF BIOAUSTRIA im Gespräch.

Tiere können nicht sprechen, sie können uns nicht einfach sagen, wenn sie krank sind oder es ihnen nicht gut geht. Deshalb unterstützt BIO AUSTRIA seine Mitglieder dabei, dass sie das Wohlergehen ihrer Nutztiere jederzeit fachlich richtig beurteilen können. Ein Extra beim Tierwohl ist hier viel Platz und eine starke Beziehung zu den Tieren. Und was noch? Drei Fragen an Susanne Maier, BIO AUSTRIA.

GENUSS GUIDE: Für Biobauern sollte das Thema Tierwohl selbstverständlich sein. Warum greift BIO AUSTRIA das Thema dennoch so ausführlich auf?

Susanne Maier: Biolandwirtschaft bedeutet Wirtschaften im Kreislauf. Dazu gehört, dass anstelle chemisch-synthetischer Düngemittel neben Kompost auch Stallmist und Jauche tierischer Herkunft zur Düngung der Böden benötigt werden. Immer mehr Menschen entscheiden sich bewusst für weniger, dafür qualitativ hochwertiges Fleisch. Zu diesem bewussten Konsum gehört auch, zu hinterfragen wie die Tiere gehalten wurden. Einfach Bio reicht uns bei BIO AUSTRIA nicht. Deshalb setzen sich die rund 12.000 BIO AUSTRIA Bauern und Bäuerinnen ganz besonders für ein gutes Leben der Nutztiere ein. Sie übernehmen Verantwortung, vom Alpaka über die Milchkuh bis zum Ziegenbock.

GENUSS GUIDE: Wie weit muss Tierwohl gehen?

Susanne Maier: Auf den BIO AUSTRIA Betrieben werden Tiere den natürlichen Bedürfnissen entsprechend gehalten und gefüttert. Die Tiere haben eine vielfältigere Umgebung mit Licht und Temperaturreizen, und deutlich mehr Platz als in der konventionellen Tierhaltung. Einstreu und Beschäftigungsmöglichkeiten sind wichtig. Zu allen Jahreszeiten haben die Tiere Auslauf oder sind auf der Weide. Dadurch können sich die Tiere bewegen und haben Sozialkontakte. Zudem bekommen Rinder, Ziegen und Schafe, Hühner und Schweine 100% biotaugliches Futter. Wiederkäuer bekommen ganz viel Raufutter – also Gras, Heu und Kräuter, wie es ihrer Art entspricht. Bevorzugt hofeigenes Bio-Futter garantiert eine gesunde und natürliche Tierernährung. Wenn zu wenig hofeigenes Futter vorhanden ist, darf BIO AUSTRIA zertifiziertes Futter zugekauft werden. Den Masttieren wird mehr Zeit zum Wachsen gelassen, künstliche, gentechnisch veränderte Organismen und vorbeugender Einsatz von Antibiotika sind verboten. Und was vielen Konsumentinnen und Konsumenten noch wichtig ist: Bei BIO AUSTRIA werden auch die männlichen Küken aufgezogen.

GENUSS GUIDE: Gibt es Bereiche in denen es für Biobauern schwierig ist das Wohl der Tiere in den Vordergrund zu stellen?

Susanne Maier: BIO AUSTRIA hat gemeinsam mit Wissenschaft und Tierärzten Tierwohlchecklisten entwickelt. Anhand derer und der dazugehörigen App kann der Betriebsleiter das Wohlergehen seiner Nutztiere jederzeit fachlich richtig beurteilen und gegebenenfalls Beratung in Anspruch nehmen, falls betriebsindividuelle Schwierigkeiten auftreten sollten. Klar ist, dass der hohe Aufwand auch abgegolten werden muss. Großzügige Stallflächen, viel Einstreu und „möblierte Auslaufbereiche“ kosten Geld. Mastschweine und Masthühner die langsam wachsen, Kälber und Jungrinder die bei der Mutter bleiben dürfen und Milch trinken, welche dann nicht an die Molkerei verkauft werden kann – das alles muss den Konsumentinnen und Konsumenten was wert sein. Nur von Liebe und Leidenschaft können auch die motiviertesten Biobetriebe nicht leben. Daher finden wir es richtig und wichtig, dass immer mehr Menschen weniger, dafür hochwertiges Biofleisch konsumieren, das in ethischer und geschmacklicher Hinsicht jeden Euro wert ist.

BIOAUSTRIA Tierwohl auf einen Blick