Das ist uns wirklich nicht Wurst! Vegane und vegetarische Wurst im Öko-Test

von Andrea Knura 22/06/2021
News
Das ist uns wirklich nicht Wurst! Vegane und vegetarische Wurst im Öko-Test

Brennende Neuigkeiten zur Grillsaison: Vegane und vegetarische Würstchen fallen durch den „Öko Test“ .Mineralölrückstände und Pestizide hinterlassen einen bitteren Nachgeschmack.

Vegetarische und Vegane Kost liegt im Trend

Die Nachfrage nach Fleischersatzprodukten steigt.Pflanzenbasierte Ernährungsweisen wachsen stetig. 9 % der Österreicher leben vegetarisch und 1 % vegan. Etwa die Hälfte der Bevölkerung will weniger Fleisch konsumieren (Quelle: Gallup 2018).

Fleischlos ist nicht unbedingt besser

Soja, Tofu oder Tempeh sind im Grunde gute Eiweißquelle für alle jene, die kein oder weniger Fleisch essen und Pflanzenproteine ein unbestrittener Pluspunkt. Aber vegane und vegetarische Würstchen sind immer hoch verarbeitete Lebensmittel! Damit nicht nur das Aroma, sondern auch die Konsistenz des Endproduktes an Fleisch erinnert, muss das pflanzliche Ausgangsmaterial aufwendig verarbeitet werden. Mehrmaliges Erhitzen, Kühlen und Trocknen inklusive. Das wirkt sich erstens negativ auf die CO2-Bilanz und auf unsere Umwelt aus und ist natürlich auch in ernährungstechnischer Hinsicht bedenklich.

Das Magazin „Öko Test“ deckt auf: Vegetarische oder vegane Würstchen sind in den meisten Fällen keine gesunde fleischlose Alternative. Was da vielfach unter der Haut dieser „speziellen Bruzzler“ steckt, ist alles andere als gesund: Mineralölrückstände, Pestizide, zu viel Salz, Hefeextraxt und glutamathaltige Würze.

Öko-Test: 20 vegane und vegetarische Würstchen im Vergleich

Schockierendes Ergebnis: Viele Produkte sind überwürzt und enthalten krebserregende Stoffe wie Mineralölrückstände und Pestizide.

Mit "mangelhaft" oder "ungenügend" fallen acht Fleischersatzprodukte durch den Test. 

Nur jedes vierte Veggie-Würstchen im Test wird empfohlen: Ein Produkt schneidet mit Bestnote ab, vier weitere mit "gut". 

Sie schmecken nicht schlecht

Geschmacklich gesehen kann man den fleischlosen Würstchen nichts vorwerfen, auch wenn sie nicht wirklich nach Fleisch schmecken. Sie sind meist sehr würzig und haben Biss. So stellten Sensorik-Experten allen 20 fleischlosen verkosteten Probanden in dieser Hinsicht gute Noten aus. Aber eigentlich ist das ja kein Wunder, wird doch die „Basis“ der Produkte - meist Tofu oder Sojaeiweiß in einigen Marken auch Weizeneiweiß, Seitan, Süßlupinen oder Gemüse - ganz kräftig mit allerlei Zusatzstoffen aufgepeppt. Aber jeder von uns weiß - was uns schmeckt, ist leider nicht immer gesund.

Mineralölrückstände und Pestizide

Die Laboruntersuchungen brachten Folgendes ans Licht: 18 von 20 untersuchten Würstchen wiesen Rückstände von gesättigten Mineralölkohlenwasserstoffen (MOSH) auf, vier davon waren sogar besonders stark verunreinigt. Diese Rückstände, die bei der Produktion entstehen, aber auch durch das Plastik der Verpackung in die Produkte gelangen, können sich im Körperfett sowie in Leber oder Lymphknoten anreichern. In einer Wurst konnten sogar krebserregende Verbindungen dieser MOHS nachgewiesen werden. Aber auch ohne MOSH ist das Verpackungsplastik natürlich ein Problem, weil es per se unnachhaltig ist. Zu den MOSH gesellten sich zudem in fünf der Veggie-Würtchen noch krebserregende Pestizide wie Chlorpropham. Man vermutete, dass die Verunreinigungen aus dem Schmieröl von Produktionsanlagen oder den Formen der Würste stammen.

 

Ganz schön viel Salz

Vielfach enthalten Fleischersatzprodukte zu viel Salz, auch die Pseudoknacker (bis zu zwei Gramm Salz pro 100 Gramm). Mit dem regelmäßigen Verzehr dieser Würstchen schießt man über den von der ‘’Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE)’’ empfohlenen Wert für Erwachsene von sechs Gramm Salz pro Tag weit hinaus - und dauerhaft hoher Salzkonsum verursacht bekanntlich Bluthochdruck.

 

Dem Geschmack wird auf die Sprünge geholfen

Der Geschmack vieler Veggie-Würstchen ist ein künstlicher. Nach natürlichen Gewürzen sucht man hier vergebens. Für den Genuss verantwortlich sind

künstliche Aromen, glutaminsäurehaltiger Hefeextrakt oder „Würze“. Das heißt Eiweißhydrolysate, also chemisch behandelte und gespaltene Proteine. Das Schlimme daran: diese künstlichen Würzmittel „attackieren“ mit der der Zeit unseren natürlichen Geschmacksinn… .Dennoch tanzen einige Bio-Würstchen, ganz natürlich mit Thymian, Rosmarin und Konsorten gewürzt, in dieser Hinsicht positiv aus der Reihe.

Tierwohl?

Wer glaubt, er lege mit dem Kauf von Veggie-Würstchen ein Statement zum Tierwohl ab, der irrt! Bei den vegetarischen Würstchen (das waren sieben Produkte im Test) wird die „Wurstmasse“ mit Ei gebunden, genau genommen mit konzentriertem Eiweißpulver, dessen Anteil mit bis zu zehn Prozent sehr hoch ist. Bei Eiern denkt man natürlich sofort an die teilweise katastrophalen Zuchtbedingungen von Hühnern. Öko Test forschte nach und wollte wissen, wo die Eier für die Erzeugung von vegetarischen Knackern herkommen.

Nur ein einziger Hersteller im Test griff zur Produktion seiner Würstchen zu österreichischen Eiern aus Bio-Freilandhaltung. Alle anderen verwendete für ihr Eipulver Eier aus Freiland- oder in einem Fall auch aus der noch schlechteren Bodenhaltung. Was keiner von ihnen ausschließen konnte: Das Töten männlicher Eintagsküken!

Fazit

In Maßen genießen: Fleischersatzprodukte wie vegane und vegetarische Würstchen sollten nur eine gelegentliche Ausnahme sein.

Bio-Ware bevorzugen: Die Produktion ihrer Zutaten ist ökologischer und umweltfreundlicher. Bei vegetarischen Würstchen vor allem auf die Herkunft der Eier (Bio-Produktion) achten: Eier aus „Freilandhaltung“ und Bodenhaltung“ sind ein No-Go.

Auf den Salzgehalt achten: Mehr als 2 Gramm pro 100 Gramm sollten es nicht sein, sonst erreicht man zu schnell das Tageslimit von 6 Gramm Salz.

Auf die Herkunft achten: Manche Hersteller geben an, woher wichtige Zutaten stammen.

Wem seine Gesundheit am Herzen liegt und wer gleichzeitig klimafreundlich essen will, der sollte also beim Einkauf von Fleischersatzprodukten einen besonders genauen Blick auf die Zutatenliste werfen. Am besten: zu wenig verarbeiteten Produkten greifen und Natur Tofu, Lopino (Lupinen-Tofu) oder Seitan (Mianjin, Weizengluten) selbst „verkochen“.