Jahrgang 2021: ein österreichisches Wein-Traumjahrgang

von Redaktion 23/02/2022
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Jahrgang 2021: ein österreichisches Wein-Traumjahrgang

Ausgereifte, kristallklare Weine aus perfektem Traubengut: Das sind die Charak- teristika des Jahrgangs 2021, über den man wohl noch lange sprechen wird. Ein herrlicher Herbst sorgte für balancierte, elegante Weißweine mit tiefer Frucht und rassiger Struktur sowie für kraftvolle, spannungsgeladene Rotweine – und das in allen österreichischen Weinbaugebieten.

Später Austrieb schützte vor Spätfrösten

Nach einem eher niederschlagsarmen Winter ließ der Frühling lange auf sich warten. Der April war kühl und viel zu trocken, der düstere, verregnete Mai war von einem Wonnemonat weit entfernt. Er brachte jedoch die lange ersehnten Niederschläge – wenn auch in regional recht unterschiedlicher Menge. Der Austrieb der Reben und ihre Blüte verzögerten sich dadurch naturgemäß, was aber auch Vorteile hatte: Im Unterschied zu den Weinbauländern südlich und westlich des Alpenhauptkammes blieb Österreich von Spätfrösten verschont.

Der Juni brachte schließlich Sonne und Wärme. Da die Rebblüte erst gegen Ende des Monats stattfand, fiel sie bereits in eine heiße Periode, was zum Teil zu Verrieselungen führte. Mit der Wärme kamen auch Unwetter: Bereits am 24. Juni entlud sich im nördlichen Weinviertel eine riesige Gewitterzelle mit heftigem Hagelschlag, der dort rund 1.000 Hektar Weingartenfläche stark schädigte und zum Teil völlig vernichtete. Ende Juli traf ein Hagelsturm die Wachauer Weinbauorte Rührsdorf und Rossatz, teils auch die Dürnsteiner und Loibner Weinberge sowie Rebflächen bei Göttweig und im Traisental. Ebenfalls stark vom Hagel geschädigt wurden die Rotweinzentren des Mittelburgenlandes; geringer betroffen waren einige Rieden am Wiener Nussberg, im steirischen Vulkanland und in der Südsteiermark.

Goldener Herbst sorgt für höchste Erwartungen

Abgesehen von den punktuellen Hagelereignissen war der Juli ein schöner Sommermonat wie anno dazumal, der aber von einem trüben, regnerischen und kühlen August abgelöst wurde. Pünktlich am 1. September kam jedoch der große Umschwung: Eine strahlend sonnige Wetterphase setzte ein, die volle sechs Wochen anhielt und nur von zwei Regentagen begleitet war. Die Nächte wurden bereits Mitte September recht kühl, sodass ein deutliches Gefälle zwischen Tages- und Nachttemperaturen auftrat. Das sorgte für eine ausgezeichnete Aromenbildung in den Weißweinen und Vitalität in den Rotweinen. Ende Oktober gab eine föhnige Periode den Riesling-Lagen nördlich der Donau den letzten Reifeschub.

Oidium, Peronospora und unerwünschte Botrytis-Nester hatten unter diesen Bedingungen keine Chance, und in einigen Gebieten beteuerten altgediente Weinbauern und Weinbäuerinnen, noch nie zur Lesezeit so schönes, vollkommen gesundes Traubengut gesehen zu haben. Aus den wichtigsten Weinbauorten des Burgenlandes und der Steiermark hörte man auch, dass die Hauptlese noch nie so rasch und in einem Zug abgeschlossen werden konnte. Tatsächlich konnte der Erntezeitpunkt ohne Stress und punktgenau festgelegt werden.

Mit einer Erntemenge von rund 2,4 Millionen Hektoliter liegt der Jahrgang 2021 im langjährigen Durchschnitt. Das bietet Grund zur Freude, denn europaweit verlief 2021 im Vergleich weniger positiv: Manche deutsche Weinbaugebiete erlitten drastische Ernteeinbußen; ebenso mussten die großen Weinbauländer Italien, Frankreich und Spanien teils empfindliche Verluste hinnehmen, großteils aufgrund von Spätfrösten.

Niederösterreich & Wien: Brillanz in Weiß & Rot

Von der Wachau bis nach Carnuntum und vom Weinviertel bis in die Thermenregion herrscht eitle Freude über wunderbar harmonische Weißweine, deren Inhaltsstoffe durch die lange Vegetationsdauer konzentriert wurden. So entstanden bei hoher Zuckerreife durchwegs extraktreiche, klirrend frische Weine von ungewöhnlicher Aromenvielfalt und rassiger Säurestruktur. Besonders zugute kommt das der niederösterreichischen Paradesorte Grüner Veltliner. 2021 besitzt sie neben dem obligaten Pfefferl auch eine tiefe Steinobstfrucht und cremigen Schmelz. Aber auch die Rieslinge zeigen sich sehr vielversprechend und dürften in eine hellfruchtige Richtung – mehr Pfirsich als Marille – gehen. Ebenso überzeugen die vollreifen, kraftvollen Sauvignon Blancs und Chardonnays sowie die sehr aromatischen Muskateller. Auch von den Wagramer Roten Veltlinern und den Raritäten der Thermenregion wie Rotgipfler und Zierfandler darf man einiges erwarten.

Die Säure liegt analytisch deutlich höher liegt als in vergangenen guten Weinjahren; es handelt sich aber fast ausschließlich um Weinsäure und kaum um Äpfelsäure. Dadurch wirkt sie nicht spitz oder gar unreif und wird sich sehr gut in das Gesamtbild der Weine einfügen.

In der Thermenregion und in Carnuntum sind aus allen Rebsorten und in allen Reifestufen hervorragende Rotweine entstanden. Die späte Lese und lange Vegetationsdauer könnte speziell den beiden empfindlichen Sorten Pinot Noir und St. Laurent entgegengekommen sein, weil zu frühe Zuckerreife bzw. Fäulnisgefahr diesmal keine Themen waren. Sie sollten ebenso wie die weißen Rieden- und Reserveweine über eine tolle Struktur und großes Reifepotenzial verfügen.

Im süßen Sektor gelangen nach Längerem wieder Eisweine: Im Weinviertel wurden sie schon kurz vor und kurz nach Weihnachten eingebracht; im Kamptal, Kremstal und am Wagram war es dann zwischen 12. und 16. Jänner 2022 so weit.

Ähnlich erfreuliche Resultate erbrachte die Weinlese in Wien: Am Nussberg, am Bisamberg und am Maurerberg rechnet man mit ganz starken Wiener Gemischten Sätzen; zudem zeigt der Grüne Veltliner eine besonders ausgeprägte Brillanz. Die Rieslinge aus den bevorzugten Döblinger und Maurer Rieden beweisen auch 2021, dass sie zur österreichischen Elite gehören. Auffallend ist darüber hinaus, dass bereits Weine im Einstiegssegment eine sehr hohe Qualität aufweisen.

Burgenländisches Optimum

Nach einem Traumherbst und der spätesten Lese seit vielen Jahren sind auch Burgenlands Winzer*innen von der exzellenten Qualität der Jungweine begeistert. Die Weißweine verbinden Frische und Vitalität mit tiefer, glasklarer Frucht; hohe Reife und rassige Säure geben ihnen den letzten Schliff. Nicht nur die Weißburgunder und Chardonnays vom Leithaberg werden daher für großen Genuss sorgen.

Auch die Rotweine konnten von diesen optimalen Voraussetzungen profitieren, allen voran die beiden Leitsorten Zweigelt und Blaufränkisch. Die lange Vegetationsdauer und späte Lese sowie die analytischen Daten sprechen für einen Rotweintyp wie 2019, bei dem trotz hoher Reife eine elegante Struktur und messerscharf definierte Frucht im Vordergrund stehen. Manche sehen sogar den vielversprechendsten Rotwein aller Zeiten in ihren Fässern heranreifen, der in Konkurrenz zu den mächtigen und extraktsüßen Ausnahmejahren 2011 und 2017 treten würde. Von den französischen Rebsorten könnte der Cabernet in seinen Varianten Sauvignon und Franc diesmal für besonderes Aufsehen sorgen.

Nach dem langen, trockenen Herbst bildete sich im November auch eine wunderschöne Botrytis heraus, die den Winzer*innen im Seewinkel und am Westufer um Rust hochgradige Dessertweine bescherte. Auch diese Weine begeistern mit einer makellosen Fruchtbrillanz und hohen Säure, die ihnen ein großes Reifepotenzial verleihen wird. Nach langem Zuwarten gelangen Mitte Januar in Illmitz auch die ersten nächtlichen Eisweinlesen.

Steiermark: kleine Mengen, große Weine

Auch in der Steiermark fanden Austrieb der Reben und Blüte relativ spät statt; die ersehnten Niederschläge, die im Mai endlich fielen, konnten den viel zu trockenen Winter und Frühling allerdings nicht ganz kompensieren. Dies wird auch als Hauptursache für die kleinste Weinernte seit 2016 angesehen. Die unerwartet lange herbstliche Schönwetterperiode sorgte jedoch auch dort für ein Happy End und strahlende Gesichter der Weinbautreibenden. Essenziell war, nicht zu früh mit der Lese zu beginnen, sondern den gesamten prachtvollen September zu nützen.

Die Hauptlese ging im Vulkanland Steiermark und in der Südsteiermark geradezu blitzartig vor sich: Aufgrund des perfekten Traubenmaterials war kein weiteres Selektionieren nach der Vorlese nötig. Zuckergradation und Säurewerte befinden sich in einem optimalen Verhältnis, und die klare Fruchtexpression, Eleganz und Rasse der Jungweine begeistern schon jetzt. Großes ist unter anderem von den Burgundersorten zu erwarten, aber auch die vollreifen wie vielschichtigen Sauvignon Blancs und die Gelben Muskateller, die diesmal mit ihrem Rosenduft nahezu Traminer-artig erscheinen, lassen einen großen Jahrgang erwarten.

Auch in der Weststeiermark war geduldiges Zuwarten mit der Hauptlese wichtig; für die Rieden-Schilcher ging diese zum Großteil erst im November vonstatten. Das Resultat sind jedoch rosarote Elixiere voll Saft und Kraft und seltener Eleganz. Auch die Burgundersorten und der Sauvignon Blanc wuchsen zu ausdrucksstarken und Terroir-geprägten Weinen heran.

Bergland im Aufstieg begriffen
In den oberösterreichischen Weinenklaven von Leonding und Hörsching bis ins südliche Mühlviertel und Innviertel profitierten die Weingärten von den gleichen prachtvollen Herbsttagen wie im angrenzenden Niederösterreich. Das Ergebnis sind ausgereifte und fruchtbetonte Weine voll Pikanz und Spannkraft. Gerade die in letzter Zeit forcierten Rebsorten wie Chardonnay und Sauvignon Blanc zeigen sich sehr vielversprechend.

Kein Bundesland verzeichnete im letzten Jahrzehnt eine derart rasante Zunahme der Rebfläche wie Kärnten; analog dazu stieg auch die Qualität der Weine in beachtlichem Ausmaß. Der Jahrgang 2021 bescherte den Kärntner Winzer nach idealem Blütewetter und einem warmen und trockenen Herbst reife und gesunde Trauben. Sowohl im Lavanttal als auch rund um St. Veit und von den Uferhängen des Läng- und Wörthersees sind sehr harmonische Weine voll Saft und Kraft mit typisch-zarter Fruchtausprägung zu erwarten.

Schwieriger verlief das Weinjahr westlich des Alpenhauptkammes in Tirol und Vorarlberg: Einem etwas verspäteten Austrieb und einer kurzen Hitzephase im Juni folgten zwei sehr verregnete Sommermonate. Um dem hohen Pilzdruck zu begegnen, war eine gut durchlüftete Laubwand unerlässlich; dennoch entstanden Ertragsverluste von 30 bis 50 %. Zum Glück zeigten sich September und Oktober auch am Bodensee und im Walgau von ihrer besten Seite und sorgten für eine konzentrierte Struktur und ungewöhnliche Aromentiefe in den Weinen.