Wer hungrig ist, greift häufiger zu ungesunden Lebensmitteln – und zwar schneller, impulsiver und mit weniger Blick auf die Nährwertqualität. Das zeigt eine neue Studie, die Ende April in der Fachzeitschrift eLife veröffentlicht wurde. Damit rückt ein oft unterschätzter Faktor in den Fokus: Hunger beeinflusst nicht nur unser Verlangen, sondern auch unsere Fähigkeit, gesunde Entscheidungen zu treffen.
Für die Studie wählten die Teilnehmer in sattem und hungrigem Zustand zwischen verschiedenen Lebensmitteln. Zum Einsatz kamen neben klassischen Verhaltensmessungen auch Eye-Tracking-Technologie und computergestützte Entscheidungsmodelle. Das Ergebnis: Hungrige Teilnehmer*innen entschieden sich deutlich häufiger für geschmacklich ansprechende, aber weniger gesunde Produkte. Nährwertinformationen wurden dabei seltener beachtet – während appetitliches Aussehen mehr Aufmerksamkeit erhielt.
Auffällig war zudem: Die Wahl ungesunder Lebensmittel erfolgte unter Hunger deutlich schneller – ein Hinweis auf eine impulsivere, weniger reflektierte Entscheidungsfindung.
„Hunger beeinflusst nicht nur unser Verlangen, sondern auch die Art, wie wir Entscheidungen treffen. Die Ergebnisse zeigen, dass in hungrigem Zustand gesundheitsbezogene Informationen in den Hintergrund rücken. Ungesunde, aber geschmacklich ansprechende Optionen werden dadurch schneller und bevorzugt gewählt“, erklärt Ernährungspsychologin Mag. Julia Schätzer vom vorsorgemedizinischen Institut SIPCAN.
Die Ergebnisse machen deutlich: Wer hungrig ist, entscheidet impulsiver – und greift häufiger zu ungesunden Lebensmitteln. Um dem vorzubeugen, hilft es, mit einem kleinen, ausgewogenen Snack in den Einkauf zu starten und vorab zu überlegen, was wirklich gebraucht wird. Eine Einkaufsliste und der bewusste Blick auf Nährwertkennzeichnungen können dabei unterstützen, gesündere Entscheidungen zu treffen – am besten aber, wenn man eben nicht gerade mit leerem Magen vor dem Regal steht.