Wie wir wissen, spricht Grillen alle Sinne an, denn der Duft von glühender Holzkohle und gebratenem Grillgut macht Appetit. Oft reicht schon allein der Gedanke daran, um das Wasser im Mund zusammenlaufen zu lassen. Der WWF Grillfleisch-Check 2024 zeigt, was auf den heimischen Grilller kommt und wie es um die Qualität der Grillware steht.
Wir Österreicher werfen nicht irgendwas auf den Grill, denn Qualität ist uns wichtig. Der WWF Grillfleisch-Check 2024 zeigt allerdings auch eine andere Grillseite der Österreicher. Besonders zur Grillsaison locken Supermärkte mit günstigen Angeboten, vor allem auf mariniertes Grillfleisch aus konventioneller – oft ausländischer – (Billig)Produktion. Genau das fördert aber den ohnehin zu hohen Fleischkonsum mit drastischen Folgen für Umwelt und Klima.
Grillen ist selten ein Solo-Erlebnis. Meistens wird gemeinsam mit Familie oder Freunden gefeiert – ein warmer Sommerabend, gute Stimmung, Gelassenheit. Der Psychologe Albert Wunsch sagt dazu folgendes: „Licht, Geruch und das Zusammensein mit anderen setzt Glückshormone wie Serotonin frei.“ Grillen wirkt also ähnlich stimulierend wie bei unseren Vorfahren die Jagd – nur heute eben mit Würstel statt Mammuts. Und auch die Etikette ist beim Grillen oft lockerer: Man isst mit den Fingern, sitzt vielleicht auf dem Boden und das hebt ebenfalls die Stimmung.
Gerade Männer grillen unheimlich gerne. Warum das so ist, erklärt Dr. Wunsch: „Beim Grillen geht es vorrangig um den Versorgungs-Aspekt. Der Mann versorgt die Familie mit Essen, ist dabei unangefochtener Herrscher an der Feuerstelle. Zudem sind die Gäste meistens durchaus beeindruckt vom Können des Grillmeisters - diese Komplimente schmeicheln dem Ego und das ist für den modernen Mann ganz und gar nicht mehr selbstverständlich.“
Auch wenn Grillen zu den liebsten Beschäftigungen in der warmen Jahreszeit zählt, bleibt der kritische Blick wichtig. Denn der WWF fand in österreichischen Supermärkten 194 beworbene Grillfleisch-Produkte – 96 % davon stammen aus konventioneller Tierhaltung mit niedrigen Tierwohlstandards und jedes vierte Grillstück kommt aus dem Ausland. Bio-Fleisch hingegen ist kaum vertreten. Und pflanzliche Alternativen? Nur rund jedes zehnte Produkt, das auf dem heimischen Grill landet, ist vegetarisch oder vegan.
„Österreich zählt zu den Ländern mit dem höchsten Fleischkonsum in Europa – deutlich über den gesundheitlichen Empfehlungen“, sagt Pegah Bayaty, Sprecherin für nachhaltige Ernährung beim WWF. Besonders oft rabattiert werden Schweinefleisch und Geflügel aus konventioneller Haltung. Problematisch daran: Die Fütterung basiert meist auf importiertem Soja – für dessen Anbau weltweit Regenwaldflächen gerodet werden. Allein aus Südamerika importiert Österreich jährlich rund 500.000 Tonnen Soja. „Würden wir unseren Fleischkonsum um nur 20 % senken, könnten wir den Bedarf mit heimischem Soja decken“, so Bayaty.
Wer also nachhaltig grillen will, setzt idealerweise bewusst auf regionale Produzenten – die zum Beispiel auf bauernladen.at zu finden sind. Denn mit regionalen Zutaten wird das Grillfest nicht nur zum kulinarischen Highlight – sondern auch zu einem wertvollen Beitrag für mehr Nachhaltigkeit. Oder wie schon Kochlegende Anthony Bourdain sagte: „Grillen mag nicht den Weg zum Weltfrieden ebnen – aber es ist ein Anfang.“