Ei wie gut

von Alexandra Binder 15/10/2019
Warengruppen
Eier
Ei wie gut

Am 11. Oktober war der Welt-Ei-Tag. Und da haben auch die Hendln mitgefeiert. Ab 2020 müssen in Österreich nämlich keine Legehennen mehr ihr Dasein in Käfigen fristen.

Mit Ende 2019 tritt nämlich das Verbot für die so genannten ausgestalteten Käfige in Kraft. Damit werden wir endgültig völlig frei von Käfigen für Legehühner. Zwar setzten zuletzt nur mehr ein Prozent der Landwirte auf diese Haltung. Aber auch dieses eine Prozent war zu viel. Denn im Vergleich zu den bereits 2009 verbotenen konventionellen Käfigen hat das Hendl da gerade mal einen Bierdeckel mehr Platz. Allerdings ist es noch nicht lange her, dass zwei Drittel der konsumierten Eier in Österreich noch von Hühnern aus konventionellen Legebatterien stammten: Eine Kennzeichnungspflicht gab es nicht. Das war noch Anfang der 1990er Jahre der Fall. Insofern ist eine Menge positives passiert.

Warum Eier eine Null sein wollen und Wanderhühner glücklicher sind

Seit Jänner 2004 müssen Eier EU-weit gekennzeichnet sein: Ein Aufdruck auf der Schale verrät Herkunftsland, Betrieb, Mindesthaltbarkeit und vor allem die Haltungsform. “0” heißt dabei Bio-Freilandhaltung. Und das bedeutet ausreichend Bewegungsraum und Bio-Fütterung der Hennen.  “1” steht für Freilandhaltung mit ausreichend Freiraum, die Fütterung kann da allerdings konventionell erfolgen. Über alle weiteren Zahlen schweigen wir, denn selbst Bodenhaltung bietet keinen Grund zum Feiern. Eier mit der Nummer “1” hingegen können durchaus überzeugen. Insbesondere die von Wolfgang Wallner, der das “Wanderhuhn” erfunden hat.Die Idee dahinter ist ein häufiger Ortswechsel, um den Hendln immer wieder saftige neue Weidemöglichkeiten und die Möglichkeit zu bieten, ihr gesamtes Verhaltensspektrum auszuleben. Gleichzeitig fühlen sie sich sicher, weil sie trotzdem immer in der Nähe ihrer Behausung gehalten werden. Und: Die Hühner haben außerdem den Vorteil, dass sie in viel kleineren Gruppen gehalten werden als sonst üblich. 1.250 tummeln sich bei ihm in einem Stall, plus 50 Gockel, die mitaufgezogen werden. Die Vorgaben im AMA-Gütesiegel  dagegen erlauben Herdengrößen von bis zu 6.000 Hennen in der Freilandhaltung und Ställe für bis zu 24.000 Tiere. Gesetzlich gibt es diesbezüglich gar keine Obergrenzen. Anlässlich des weltweiten Tag des Eis vergab Vier Pfoten an die Wanderhühner das „Tierschutz-kontrolliert“-Siegel der Stufe Gold für optimale Haltung und Aufzucht von Bruderhähnen. Auch ein Grund zu feiern.

Ist unser Frühstücksei klimatauglich?

Ja, das ist es. Zumindestens sagen das die steirischen Eierproduzenten. Weil die heimischen Legehennen mit Soja aus dem Donauraum gefüttert werden, das darüber hinaus auch gentechnikfrei ist, vermeiden die sie den Ausstoß von rund 40.000 Tonnen Kohlendioxid (CO2) pro Jahr. Die Steiermark ist das Eier-Land Nummer eins in Österreich. Dort halten 725 Betriebe Legehennen, davon sind 111 Bio-, 452 Freiland- und 198 Bodenhaltungsbetriebe. Insgesamt tummeln sich 2,5 Mio. Hennen  in der grünen Mark. 36 Prozent unserer Eier stammen von dort. Gentechnikfrei gefüttert werden übrigens alle Legehennen in Österreich mittlerweile. 64 Prozent davon leben noch in Bodenhaltung, 23 Prozent in Freiland- und 12 Prozent in Biohaltung.

Ist auch das Ei in Keksen und Co ein Tierwohl-Ei?

Leider nein. In verarbeiteten Lebensmitteln wie Nudeln, Kuchen oder Keksen finden sich nach wie vor ausländische Käfigeier. Beim jüngsten Check der Landwirtschaftskammer fand sich nur ein Produkt mit Eiern aus einer österreichischen alternativen Haltungsform. In drei Viertel der untersuchten Erzeugnisse versteckten sich internationale Käfigeier. Wie viel würde ein gutes Gewissen bei verarbeiteten Lebensmitteln kosten? “Bei der Verwendung von heimischen Freilandeiern würde eine Packung Kekse einer Handelsmarke im Regal nur um 0,6 Cent mehr kosten, spezielle Eierbiskotten um 2,2 Cent mehr, Mayonnaise um 0,2 Cent mehr oder ein Marken-Fertiggericht um 0,04 Cent mehr je Packung”, hat Bernhard Monschein, Obmann des Landesverbandes der steirischen Geflügelhalter, ausgerechnet. Das sollte es uns eigentlich wert sein. Schließlich verspeist jeder Österreicher rund 250 Eier pro Jahr, da sollte es nicht egal sein, wo sie herkommen.

Beim verarbeiteten Ei steckt der Käfig im Detail

Legebatterien, entsprechend der mit Nummer „3“ gekennzeichneten Käfighaltung, sind in Österreich seit 2009 nicht mehr erlaubt. Dennoch konsumieren wir, meist ohne es zu wissen, immer noch eine ganze Menge an Käfigei-Produkten. In Fertiggerichten, Nudeln oder Mehlspeisen stecken oft noch Käfigeier. Häufig lauert es versteckt in Eipulver oder Flüssigei, das dann in der Gastronomie, Lebensmittelindustrie oder in Bäckereien eingesetzt wird. Die Ei-Basisprodukte bzw. die enthaltenen Eier werden meist importiert, hier wird eine Kennzeichnung seitens der EU noch immer abgelehnt. Woher kommen die ganzen Käfigeier? Tatsächlich aus EU-Ländern. 211.282.574 Hennen, das sind 53 Prozent aller Hühner, müssen jedes Jahr in der Europäischen Union ihr Leben auf elende Weise in ausgestalteten Käfigen verbringen. Beim „Spitzenreiter“ Litauen leben 96 Prozent bzw. jährlich 2.670.443 Hennen in Käfigen, in Spanien 88 Prozent bzw. 41.046.685 Hennen und in Polen 87 Prozent bzw. 40.182.119 Hennen. Auf Märkten außerhalb von Wien werden sogar noch importierte Schaleneier aus Käfighaltung verkauft.

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