Apfelernte 2024: Steirischer Obstbau auf des Messers Schneide

von Redaktion 03/09/2024
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Obst & Gemüse
Apfelernte 2024: Steirischer Obstbau auf des Messers Schneide

Ernte so früh wie noch nie: eine gute und eine besonders schlechte Nachricht. So früh wie noch nie - um zwei Wochen früher als üblich - hat die steirische Apfelernte vor einer Woche begonnen. Das einzig Positive: die überdurchschnittlich vielen Sonnenstunden und die gut verteilten Niederschläge haben sich ausgezeichnet auf Aroma und Inhaltsstoffe der steirischen Äpfel ausgewirkt - sofern sie die extreme April-Frostnacht überhaupt überstanden haben. Doch die schlechte Nachricht überwiegt und bereitet den Obstbauern großes Kopfzerbrechen: Sie ernten nur ein Drittel einer Vollernte, konkret 59.000 Tonnen. „Ohne Frostschutz - in erster Linie Frostberegnung - würde die Apfelernte noch viel, viel schlechter ausfallen“, analysiert Landwirtschaftskammer Steiermark-Vizepräsidentin Maria Pein. Dank der deutlich geringeren Fristschäden in den anderen Bundesländern, ist die heimische Versorgung dennoch mit rund 120.000 Tonnen weitgehend gesichert.

Steirischer Obstbau auf des Messers Schneide - entscheidender Mutmacher Frostberegnung. „Der steirische Apfelanbau steht auf des Messers Schneide, die Herausforderungen sind multiple, aber es gibt einen entscheidenden Mutmacher, der uns große Hoffnung gibt - die Frostberegnung“, sagt die Vizepräsidentin. Das bestätigt auch das heurige Obstjahr einmal mehr: auf den 400 Hektar frostberegneten Obstgärten (8 Prozent der Anbaufläche) werden 42 Prozent oder 25.000 Tonnen der steirischen Apfelernte eingebracht. Auf 92 Prozent der Anbaufläche ohne Frostberegnung werden nur 58 Prozent oder 34.000 Tonnen Äpfel geerntet. 

Abwärtsentwicklung des steirischen Obstbaus stoppen. Als wirksamster und vollkommen umweltverträglicher Frostschutz hat sich die Frostberegnung herauskristallisiert. Doch der Bau von Speicherbecken und Beregnungsanlagen verursacht extrem hohe Investitionskosten, die sich viele Betriebe wegen der wirtschaftlich schlechten Zeiten kaum noch leisten können. „Im Sinne der Klimawandel-Anpassung ist es dringendst notwendig, solche richtungsweisenden Investitionen stark aus öffentlichen Mitteln zu unterstützen, um die Abwärtsentwicklung des steirischen Obstbaus konsequent zu stoppen“, unterstreicht die Vizepräsidentin.

Vor allem die Klimaerhitzung hat ihre ruinösen Spuren im Obstland Steiermark gezogen: in den vergangenen 9 Jahren gab es aufgrund der Spätfröste nur zwei Normalernten, die nur zu schlechten Marktpreisen verkauft werden konnten. Die Zahl der Produzenten ist auf 950 (2017: 1.116), die Anbaufläche ist in den vergangenen 6 Jahren um 1.000 Hektar (1.400 Fußballfelder) auf 4.900 Hektar gesunken. Bei einer Befragung unter den steirischen Apfelproduzenten vom Frühjahr 2024 gaben zwei Drittel der Obstproduzenten an, in den vergangenen 5 Jahren von der Betriebssubstanz gelebt zu haben, viele von ihnen haben eine Betriebsaufgabe eingeleitet. Jeder 5. Produzent wird fix aus der Produktion aussteigen und 40 Prozent warten bei den Investitionen ab.